► Marconi

MARCONI überbrückt erstmals den Atlantik per Funk



Die ersten erfolgreichen Versuche von GUGLIELMO MARCONI (1874-1937), mittels HERTZ’scher Wellen Nachrichten zu übermitteln, fanden 1894 in der elterlichen Wohnung in Bologna statt – sie wurden von seinem Vater als „kindische Experimente“ abgetan. Doch MARCONI ließ sich nicht beirren und verbesserte ständig seine Apparate, aber es sollten noch 7 Jahre vergehen, bis er nachweisen konnte, dass mit dieser „Funkentelegraphie“ auch Kontinente und Meere überbrückt werden konnten. Zwar hatte er bei den Britischen Flottenmanövern im Juli 1899 gewisse Erfahrungen gewonnen, aber er war sich damals durchaus noch nicht sicher, ob die elektromagnetischen Wellen auf größere Entfernungen überhaupt imstande sein würden, die Erdkrümmung zu überwinden. Nur durch ein großangelegtes Experiment konnte er den Beweis erbringen. MARCONI errichtete deshalb Ende 19oo in Poldhu (Cornwall) an der Südwestküste Englands mit einem Kostenaufwand von 1o.ooo £ die erste Großfunkstelle. Die von zwei etwa 6o m hohen Holzmasten getragene Fächerantenne strahlte eine Hochfrequenzleistung von etwa 15 kW aus. Er wollte den Atlantik überbrücken!
Am 26. November 19o1 fuhr er mit zwei Mitarbeitern auf dem Dampfer "Sardinian" von Liverpool nach St. John's an der Ostküste Neufundlands, wo sie am 6. Dezember landeten. Die kanadische Regierung sicherte dem Erfinder für seine Arbeiten jede nur erdenkliche Hilfe zu.
Die Empfangsstelle baute MARCONI auf dem "Signal Hill", einer Hochfläche von etwa 8ooo m2 Größe, nahe dem Hafen von St. John's, auf. In einer Kaserne brachte er seine Apparate für das große Experiment unter. Wegen des rauhen Wetters und der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit konnten für die Antenne keine hohen hölzernen Masten errichtet werden - der Erfinder hatte deshalb vorsorglich zwei Fesselballons und sechs Drachen als Antennenträger mitgebracht.
Nach zunächst missglückten Versuchen am Mittwoch, dem 11. Dezember (einer der Ballons von 4,6 m Durchmesser, mit Wasserstoff gefüllt, wurde nach kurzer Zeit vom Sturm zerrissen), gelang es den beiden Mitarbeitern am Morgen des 12. Dezember 19o1, die Antenne trotz des stürmischen Windes von einem Drachen etwa 12o m hoch tragen zu lassen. Da für ihn alles auf dem Spiel stand, beschloß Marconi, die erwarteten Kohärersignale nicht in der üblichen Weise automatisch über Relais und Morseschreiber auf einem Papierstreifen aufzuzeichnen, sondern statt dessen ein Telefon mit einem selbstentfrittenden (self acting) Kohärer, vermutlich einem Quecksilber-Kohärer nach Luigi Solari, zu benutzen, der "nach dem Aufhören der elektrischen Bestrahlung selbsttätig in seinen Ruhezustand" zurückkehrte. Zur Sicherheit benutzte er daneben jedoch offenbar auch noch den alten Branly-Kohärer.
„Plötzlich, gegen halb eins [mittags] erklang das scharfe Klicken des auf den Kohärer schlagenden Klöppels und zeigte mir, daß etwas kam: Ich lauschte angespannt", berichtet MARCONI; "unmißverständlich erklangen die drei scharfen, drei Punkten entsprechenden Klicks mehrmals in meinem Ohr, aber ich wollte mich nicht ohne Bestätigung zufrieden geben, Können Sie irgendetwas hören, Mr. Kemp?', sagte ich, indem ich meinem Assistenten das Telefon reichte. Kemp hörte dasselbe wie ich, und da wußte ich, daß ich mit meinen Berechnungen absolut recht gehabt hatte. Die von Poldhu ausgesandten elektrischen Wellen hatten den Atlantik überquert, indem sie die Erdkrümmung gelassen ignorierten, die so viele Zweifler als ein schicksalhaftes Hindernis angesehen hatten... Nach einer kurzen Weile hörten die Zeichen auf, wahrscheinlich wegen einer Kapazitätsänderung des Antennendrahtes infolge der wechselnden Höhe des Drachens. Aber um 1.1o Uhr und um 1.2o Uhr wurden die drei scharfen kleinen Klicks erneut deutlich und unmißverständlich gehört, insgesamt etwa 25mal. Am folgenden Tag wurden die Zeichen wieder gehört, wenn auch nicht so deutlich. Am Samstag wurde erneut versucht, eine Wiederholung der Zeichen zu erreichen, aber wegen Schwierigkeiten mit dem Drachen mußten wir den Versuch aufgeben ...“
Seine Sende- und Empfangseinrichtungen und ihre Schaltungen waren MARCONI durch das Britische Patent No. 7777 - „the four sevens patent“ -, angemeldet im April 19oo, geschützt worden, was ihm für Jahre seine Monopolstellung beim Bau von Funkanlagen sicherte.



G. Marconi auf dem Signal Hill bei St. John’s (Neufundland) mit seinen Apparaten für den Empfang der ersten drahtlosen Signale von der Station Poldhu, Cornwall (England).
Die Marconi-Großfunkstelle Poldhu in Cornwall im Jahre 19o1 mit der einfachen Fächerantenne. Später wurden in Poldhu vier solcher von Holztürmen getragenen Fächerantennen verwendet, die eine auf der Spitze stehende Pyramide bildeten.

Quellen:
Funkschau 1971 -  Seite 8oo [Goebel]
Gööck: Die großen Erfindungen – Radio, Fernsehen, Computer
Hawks: Pioneers of Wireless


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